In der Ausstellung setzt sich die junge nordamerikanische Künstlerin Ashley Scott mit der Geschichte ihrer afrikanischen Herkunft auseinander. Es ist eine Art imaginäre Rückreise zu ihren Wurzeln, die sie bis zu der Insel Bioko in Äquatorialguinea nachverfolgen konnte. Dort, in der Mitte des Landes, in einem Vulkantal lebten Ihre Ahnen, die dem Stamm Bubi angehörten.
Ashly Scott erforschte Traditionen und Bräuche ihrer Urahnen und stoß so auf die überlieferten geheimen Riten des Stammes wie z.B. der Kult des heiligen Feuers, der Fruchtbarkeitskult, die Anbetung des mütterlichen Blutes oder die rein weibliche Zeremonie des Malanga-Pflanzens. Aber besonders erschütternd fand sie das Ritual der Sakrifiziereung, bei dem es um eine Art Gesichtsverstümmelung der Stammesmitgliedern ging. Die zugefügten Narben und Tätovierungen sollten in der Fremde der Identifizierung der durch die Sklaverei entwurzelten Menschen helfen.
Aus dieser Erfahrung schöpfte Ashley Scott Inspiration für ihre eigene Kunst.
All ihre Objekte sind vieldeutig, quasi vollgestopft mit versteckten Botschaften und Symbolen, denen mehrere Interpretationsebenen entwachsen.
Die Ausstellung besteht aus zwei Werkgruppen, die einander gegenübertreten. Alles Gesichter: die farbenreichen schillernden Masken aus Glasmosaik schauen auf die scheinbar monochromen erdig und dunkel bemalten glatten Gesichter
Die bunten glänzenden Masken geben das eine, immer das gleiche Gesicht wieder, das Ebenbild der Künstlerin. Die Farben dieser Masken sind Farben von Afrika. Ihre Oberflächen, aus scharfen Glassplittern zusammengesetzt, zeigen zahlreiche narbenartige Linien, die an die Tätowierungen erinnern.
Einen greifbaren Kontrast dazu bilden die strengen glatten Gesichter der andren Werkgruppe. Sie sind aus Harz gegossen und in einem komplizierten, von der Künstlerin entwickelten dreistufigen Verfahren bemalt. Auch hier handelt es sich um das Konterfei der Künstlerin, das eine beinahe majestätische Ruhe ausstrahlt. Diese Ruhe jedoch schlägt sich in eine enorme Expressivität um, die von den sonderbaren schlangenartigen Auswüchsen ausgeht, die den Köpfen entwachsen und zugleich deren Bewegung suggerieren. Diese fantastischen gewundenen Extremitäten weisen auf die stammesüblichen Kopfbedeckungen aus Stroh und Federn hin, die traditionsgemäß nur von Stammeshäuptlingen und Heiler getragen werden durften.
Dabei ist wichtig zu wissen, dass die halbvergessene Kultur der Bubi-Gesellschaft auf dem Matriarchat basierte, weshalb die Stammeshäuptlinge meistens Frauen waren. Ebenso wie Heiler und Priester, die in ihren Zeremonien die Fruchtbarkeit, das Leben und das Universum zelebrierten.
Ashley Scott ließ die Erinnerungen an diese Rituale und Zeremonien in Form von imaginären Codes und Chiffren in ihre Arbeiten einfließen. Als eine Art Verbindung zu Natur, Welt und eigenem Erbe.