Mit der Ausstellung „Der Wurf: Vom Unbewussten ins Bewusste…“ kündigt die White Square Gallery die Zusammenarbeit mit der in Berlin lebenden italienischen Malerin Mariella Ridda an.
Bereits der Titel dieser Ausstellung weist auf die Vielfalt von Ebenen, die in den hier gezeigten Arbeiten aufeinandertreffen und deren Wirkung ausmachen. Die Künstlerin präsentiert eine große Auswahl von Gemälden unterschiedlicher Formaten, von kleinen bis zu den überlebensgroßen, die von einer erlesenen Schönheit und Eleganz des Farbflusses, einer lichten Filigranität der Formen und einer ungewöhnlichen und überwältigenden Klarheit ihrer Sujets erfüllt sind.
Mit einer beinahe arglosen Selbstverständlichkeit widmet sich die Künstlerin dem Innenleben der Menschen, deren Gefühlen. Und sie macht es in einer Weise, die uns mittlerweile abhandengekommen ist, sowohl im täglichen Leben wie in der Kunst. Inzwischen sind wir alle daran gewöhnt, uns in den komplizierten, ineinander verschlungenen Gedanken- und Bilderwelten zu bewegen, in denen es keinen Platz mehr für Einfachheit und Klarheit gibt. Die Kunst ist gewollt komplex geworden. Nicht einmal die Fachleute wagen es, die Inhalte der meisten Werken ohne eine ernste Vorbereitung zu enträtseln. Von einem normalen Verbraucher, der sich selbst immer öfter als Kunstbanause benennt, ganz zu schweigen. Mehr noch: Diese von Inhalten überfüllte Unverständlichkeit scheint zum Etalon geworden zu sein. Die Kunstwerke wetteifern in ihrer Komplexität. Die „individuellen Mythologien“ füllen Museen und Ausstellungen und lassen die Besucher mit verdutzten Gesichtern zurück.
Gerade deshalb gibt es parallel dazu immer mehr Bedarf für Klarheit und Besinnung auf die allgemeingültigen wie auch allgemeinverständlichen Symbole und Zusammenhänge. Spätestens die Zeit der Pandemie hat uns gelehrt, dass wir uns zwar als Individuen nicht viel voneinander unterscheiden aber unsere Kommunikation und unser Verständnis füreinander auf ein rudimentäres Niveau geschrumpft sind. Diskussionen und mit Argumenten geführte Debatten weichen immer öfter einzelnen Meinungsbekenntnissen, die an Demagogie grenzen. Die Welt von heute wird von enormen Unstimmigkeiten und Missverständnissen überflutet, von Konflikten, die alle nur dann eine Chance auf Bewältigung haben, wenn die Menschen eine klare Sicht auf sich selbst, ihre Werte und ihre Welt wiedererlangen.
Mariella Ridda ist eine Künstlerin, d.h. sie hat eine ausgeprägte Intuition, die ihr Wahrnehmungsvermögen und kreatives Handeln dirigiert. Und sie hat zweifelsohne ein Gespür für den im Wandel begriffenen Zeitgeist von heute. Sie wendet sich von den komplizierten Inhalten ab, die unsere informationsüberflutete Gegenwart wiedergeben und setzt sich mit dem Einfachen und Allgemeingültigen auseinander. Sie betrachtet und beschreibt Gefühle und Sehnsüchte, die allen Menschen innewohnen und sie vom Anbeginn zum Zusammenhalt und würdigen Leben neben- und miteinander ermutigen. Liebe, Ohnmacht, Verzweiflung, Geborgenheit, Trauer, Angst, Herausforderung, Furcht, Hoffnung, Zweifel, Mut…
Auch die Natur trägt hier eine besondere Bedeutung - als Ort der Besinnung und Läuterung, des Rückzugs und Träumens, als Umwelt und Heim, wenn auch manchmal fremd, ja sogar unheimlich.
Mariella Ridda will uns keine Idyllen auftischen. Vielmehr führt sie uns zu uns zurück bzw. uns in uns hinein und sie tut es mit aller Virtuosität ihrer Kunst. In ihren Gemälden erschafft sie Situationen und Konstellationen, die uns so innig vertraut sind, dass die Sujets beinahe für Klischees gehalten werden könnten. Wenn es nur die ästhetische Vollkommenheit der Ausführung nicht gäbe, die uns das klare Gefühl verleiht, dass die Künstlerin ganz genau weiß, was sie tut und warum. Gekonnt spielt sie mit unseren visuellen und kulturellen Gewohnheiten und zieht strickt eine Grenze, wenn es um ihre Authentizität geht.
Ihr Umgang mit Farben verdient eine besondere Erwähnung: jedes einzelne Gemälde ist ein funkelndes Juwel, das aus einem Geflecht von vielen Farbschichten besteht, deren helles oder dunkles Leuchten an das Aufblitzen des Lichtes auf der Wasseroberfläche oder im Baumwipfel erinnert. Kein Wunder, denn Mariella Ridda kommt aus Neapel, einer Gegend also, in der Meer, Sonne, Licht und jahrtausendealte Kunst vom täglichen Leben nicht zu trennen sind. All diese Ingredienzen tragen ein Teil der Ewigkeit in sich und erwachen in jeder Arbeit dieser Ausstellung zum neuen Leben.