Die Einzelausstellung "Into a Swivet" ist die Fortsetzung und das Resultat einer intensiven, zwei Jahre dauernden Zusammenarbeit zwischen der White Square Gallery und der jungen US-Amerikanischen Künstlerin Ashley Scott (*1986).
Die in Chicago geborene und am Illinois Institute of Art ausgebildete Malerin und Designerin gewann 2011 die Artist Residencyvon Toyota Creativ Lounge und konnte auf diesem Wege drei Jahre lang ihre ersten künstlerischen Erfahrungen in Tokio, Bangkok und Europa machen. Diese Arbeit und die daraus gewonnene Anerkennung bekräftigten ihren Entschluss, als bildende Künstlerin weiter zu arbeiten.
Seit 2015 lebt Ashley Scott in Berlin und ist zu einer der vielen Quellen geworden, welche die kreative Energie unserer Hauptstadt nähren und beleben. Und sie selbst passt perfekt zu Berlin, ohne dabei sich absichtlich anzupassen. In ihrer Kunst verfolgt sie ihre eigene durchdachte und "durchfühlte" Strategie der offenen Grenzen: Alle Inspirationen sind erlaubt, alle Materialien sind gleichberechtigt und es gibt keine Trennungen zwischen den Gattungen. Das Konzept und die Gestalt stehen nicht im Wiederspruch, sondern entwickeln sich Hand in Hand, bedienen sich gegenseitig, bis die ästhetische Einheit entsteht und das Kunstwerk sich der Umgebung öffnet.
Ashley Scott beschäftigt sich am liebsten mit Prozessen, sei es in der Kunst oder im Leben. Passioniert erforscht sie die Entstehung der Form durch das Zusammenspiel von Licht und Farbe in ihren Skulpturen. Noch eifriger beobachtet sie die Entwicklung der menschlichen Emotionen, die sie in ihrer Kunst analysiert und wofür sie ihre praktischen Erkenntnisse nutzt.
Die aktuellen Arbeiten sind Ergebnisse ihrer selbstgestellten Experimente. Bereits mit dem Titel der Ausstellung "Into a Swivet" lädt uns die Künstlerin in ihre Welt ein und beschreibt, zumindest teilweise ihren methodischen Ansatz. Tiefgreifende Verwirrung ist ein wichtiges Element ihres künstlerischen Vorgehens. Diese steht für den Anfang des Prozesses und wird zum Ansporn der eigentlichen Verwandlung der Idee in die Materie, der Attitüde in die Form.
Ashley Scott setzt sich hier zunächst mit ihren eigenen Gemütsbewegungen auseinander. Für jeden Affekt erschafft sie einen künstlerischen Äquivalent: sie verleitet Farben und Materialien zu einem außergewöhnlichen Zusammenspiel, in Laufe dessen sich zwingend neue Formen herauskristallisieren, die entsprechende Gefühle wiedergeben. Auf diese Weise bildet die Künstlerin ihre Emotionen nach, sondert sie ab, festigt sie und macht sie so für den Betrachter erlebbar.
In den großen bunten Wandskulpturen der Ausstellung hält Ashley ihre (Alb)Träume gefangen, die sie heimgesucht und ihr das Leben schwer gemacht haben. Um sie loszuwerden, entschloss sie sich, sie zu befreien. Sie ließ sie in ihre Kunst hinein, gab ihnen Gestalt und machte sie somit zu eigenständigen (Kunst)Objekten.
Die Kunstwerke, denen wir hier begegnen, sind rätselhafte, komplizierte Gebilde, die ihre Umgebung zu beherrschen wissen und durch ihre ungewöhnliche Beschaffenheit und Farbigkeit sofort auf sich aufmerksam machen. Sie rufen viele Fragen hervor und lassen sich gerne auf Kommunikation mit dem Betrachter ein. Dieser hat nun alle Zeit der Welt, seine Neugier zu befriedigen und selbst die emotionalen Oberflächen und Tiefen zu erkunden, die Ashley Scott kraft ihrer Kunst erschuf.