Artists Anonymous' Statament
„In sich versunken, voller Macht;
ganz dabei, ehrfurchtsvoll;
RAPTURE ist der Zustand, gespannt zu sein.
Weder passiv noch aktiv, lediglich ein Zustand des Seins
Obsession wirft aus dem Gleichgewicht,
RAPTURE behält die Balance, bleibt jedoch absolut überwältigend“
RAPTURE oder eure Welt ist meine Krankheit
▲ Ausstellungsansicht: Rauminstallation "Last Supper", White Square Gallery
Mit der Ausstellung RAPTURE in den neuen Berliner Räumen der WHITE SQUARE GALLERY kündigt die Künstlergruppe ARTISTS ANONYMOUS ihre Heimkehr aus London in die deutsche Hauptstadt an.
In dieser Ausstellung - zum Anfang der Kunstherbstsaison 2009 - ziehen die Künstler eine Zwischenbilanz zu ihrer bisherigen Auseinandersetzung mit Kunst und Leben, der sie in zahlreichen Auftritten der letzten Jahre Gestalt zu geben pflegten. Nicht nur lassen sie hier ihre Aussagen zu den essentiellen Fragen der Gegenwart Revue passieren, sondern auch geben sie dem interessierten Publikum eine Vorstellung ihrer weiteren Entwicklung.
Bereits mit dem Statement für diese Ausstellung, der in der für die ARTISTS ANONYMOUS typischen, antinomischen Manier verfasst ist, verlegen die Künstler das Gewicht ihrer kreativen Forschung definitiv in die Richtung der Selbsterkenntnis. Nicht die scharfe Kritik der Umwelt steht diesmal auf der ersten Stelle, vielmehr aber die Suche nach dem eigenen Platz darin.
Ein wichtiger Hinweis gibt uns der Titel dieser Ausstellung - RAPTURE – der hier weniger für Themenkreis, eher für Daseinszustand steht, der eine moderne, aktive Lebensposition beinhaltet.
Als „Entspannte Anspannung“ kann man diesen Zustand beschreiben, für den die Künstler hier plädieren. Nicht dass der Gruppe nun die Themen ausgegangen sind, über die nachzudenken sie uns auffordern könnten. Die sind noch reichlich da. Was hier thematisiert und gelebt wird, ist nun die Änderung der eigenen Perspektive, die im Prozess der menschlichen wie künstlerischen Reifung sukzessiv geschieht.
Mag sich die Perspektive auch ändern, bleibt das Hauptobjekt der künstlerischen Untersuchung von Artists Anonymous konstant: Seit ihrem Gründungsjahr 2001 beschäftigen sich die Künstler fast ausschließlich mit der Frage nach dem Ursprung, Sinn und Zweck des Künstlertums. Bereits der Name der Gruppe ist ein Produkt des intensiven Nachdenkens über die Stelle des Künstlers, der an sich die beiden Polen gleichermaßen anstrebt: eigene Persönlichkeit weiter zu geben und sich in der Kunst bis zur völligen Anonymität aufzulösen.
Ein antinomisches Denken und Handeln ist längst zu einem Wahrzeichen der Gruppe geworden, was in Ihrem Logo einen präzisen Ausdruck findet. Negativ und Positiv, Provokativ und Subversiv, Naiv und Abgeklärt, Rational und Emotional sind nur wenige von der unendlichen Reihe der Gegensatzpaaren, die nicht nur die Arbeit, sondern auch das Leben der Künstler bestimmen. In allem, was sie tun, wissen sie die Gegenteile so für einander auszuspielen, dass diese einander nicht negieren oder ruinieren, sondern harmonisch ergänzen und so zu einem neuen Unbekannten werden lassen. Zu etwas also, was jedoch nie bloß künstlich-ästhetisch sein darf, sondern immer lebensgetreu und real.
Deshalb ist es nur konsequent, dass die Auseinandersetzung mit der menschlichen Wahrnehmung den Kern der kreativen Untersuchungen der Gruppe bildet und entscheidend ihre künstlerische Entwicklung, insbesondere in Bezug auf die Wahl der Themen und Medien beeinflusst. Die Künstler orientieren sich nach den Resultaten der modernen wissenschaftlichen Wahrnehmungsforschung sowie der aktuellen Entwicklung der Technik.
Die Erkenntnis der Unmöglichkeit einer objektiven Farbenwahrnehmung ließ ARTISTS ANONYMOUS ihre eigene künstlerische Methode entwickeln, dem Rezipienten das ganze Spektrum an Wahrnehmungsmöglichkeiten im speziellen Verfahren, nach und nach anzubieten. Die sukzessive Veränderung und Umkehrung von Formen, Farben, Techniken, Lichtverhältnissenn und Materialien bildet hier den Ausgang und führt anschließend zu deren variablen, jedoch streng durchdachten systematischen Zusammensetzungen: Die negative Malerei wird in ihr fotografisches Pendant übertragen und dann, auf negativem Fotopapier gedruckt, wieder zum Positiven zurückgeführt. Daraus entstehende Bilder und Nachbilder, deren Natur jeweils einem anderen, gegensätzlichen Verfahren entspringt, manipulieren die Sinne des Betrachters und verändern seine Wahrnehmung von Grund aus.
Eine ähnliche differenziert - verbindende Vorgehensweise wird auf die weiteren Gattungen projiziert und so entstehen vielfältige medienübergreifende Rauminstallationen aus Bildern, Fotos, Skulpturen, Videos und Installationen, die dem Zuschauer unzählige Dimensionen der Realität suggerieren, die alle zusammen eine neue Welt ergeben, oder zumindest dem Betrachter eine andere Sicht auf die existierende Wirklichkeit anbieten.
Diese Vorgehensweise werden die Künstler nun in einer neuen, globalen Dimension verwirklichen können: Die Ausstellung RAPTURE entsteht im Rahmen des Projekts VIDEOWALL, der als Sieger des internationalen Wettbewerbs ART APRIORIherauskam , bei dem es um die Modernisierung des traditionellen Kunstmuseums in Osteuropa durch die Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Tendenzen der Kunstentwicklung geht.
Das Staatsmuseum für Russische Kunst in Kiew, Ukraine bietet den ARTISTS ANOMYMOUS vom 25. September 2009 die Räume seiner Dauerausstellung für die virtuelle Präsentation ihres Werkes an. Dabei sind zwei parallellaufende Richtlinien geplant: Als Erstes wird eine direkte Übertragung der ab dem 18. September 2009 in den Berliner Räumen der WHITE SGUARE GALLERY laufenden Ausstellung RAPTURE stattfinden, die auf den Monitoren des Museums dem interessiertem Museumspublikum zugänglich wird. Als Zweites werden ARTISTS ANONYMOUS die Dauerausstellungsräume des Kiewer Museums mit großen Videoprojektionen bespielen , die einen direkten Kontakt mit den realen Ausstellungsobjekten aufnehmen, und sie so in eine neue, halb-reale, halb-virtuelle Art von Installationen verwandeln. Ein bisher präzedenzloses Experiment, das sich möglicherweise als ein komplett neues, zukunftsorientiertes Ausstellungsverfahren herausstellen wird.
▼Ausstellungsansichten :RAPTURE, White Square Gallery 2009/10