Heinrich Maria Davringhausen (1894–1970) zählt zu den Wegbereitern des Magischen Realismus und der Neuen Sachlichkeit. Im Berlin und München der 20er Jahre gilt er als eine der schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten, als ein eleganter Bohemien mit großer Ausstrahlung und als innovativer Vorreiter neuer Bildwelten
Die Kritik erkennt in seiner Malerei eine »blasphemische Schamlosigkeit der Gesinnung« und stellt zugleich seine »Liebe zu handwerklicher Vollkommenheit« fest. Bereits in den Kriegsjahren 1915 und 1916 entwickelte er eine neusachliche und veristische Bildsprache.
In den Jahren des Umbruchs seit dem Ersten Weltkrieg gehörte Davringhausen in Berlin zum Umkreis der kulturrevolutionären Erneuerer um die Zeitschrift „Die Neue Jugend“, „Dada“ und „Novembergruppe“. Zu seinen engsten Freunden zählten die Maler George Grosz, Wieland Herzfelde und dessen Bruder, der sich später als Dada- Künstler John Heartfield nannte, Carlo Mense, Georg Schrimpf, Ludwig Meidner und Anton Räderscheid, mit denen er zeitlebens befreundet blieb, sowie die Schriftstellerin Else Lasker- Schüler.
Von den Nationalsozialisten als Maler verfemt, emigriert er bereits 1933 mit seiner jüdischen Frau und den Kindern zunächst nach Mallorca, dann nach Paris, Ascona und Südfrankreich, wo er nach dem Zweiten Weltkrieg in Haut-de-Cagnes eine neue Heimat findet.
1937 werden in deutschen Museen 20 Bilder Davringhausens von den Nazis beschlagnahmt. In der Ausstellung „Entartete Kunst“ hängt u.a. sein Gemälde „Mond durchs Fenster“ das die Ruhmeshalle Barmen 1922 kaufte.
Nach 1945 schafft er ungebrochen und mit großer Arbeitsdisziplin ein Spätwerk, das sich konsequent aus den Bildvorstellungen der frühen Schaffensperiode entwickelt.
In den 1960ern Jahren begann die neue Auseinandersetzung mit der Kunst der Vorkriegszeit und seitdem tauchen der Name Davringhausen und seine Arbeiten in mehreren Veröffentlichungen und Ausstellungen über Expressionismus, Magischen Realismus und Neue Sachlichkeit auf. Als Resultat der langjährigen Forschungsarbeit von Frau Dr. Dorothea Eimert, der ehem. Direktorin des Dürener Museums, in dem der Nachlass des Künstlers bis 2010 untergebracht wurde, entstand das große Werkverzeichnis mit einer Monografie, die ein umfassendes Bild des Lebens und des Werkes Davringhausens liefert.
Mittlerweile widmen sich einige Museen verschiedenen Phasen seiner künstlerischen Entwicklung, wie z.B. das Bonner Landesmuseum mit der Ausstellung "Davringhausen. Vom Expressionismus bis zur Neuen Sachlichkeit" im Jahre 2013 oder das Ascona Museo d'arte moderna mit der Ausstellung "Davringhausen. Die Freiheit der Abstraktion" im Jahre 2014. In der Sommer-Herbst Saison 2015 waren mehrere Werke Davringhausens in der großen internationalen Ausstellung "Neue Sachlichkeit/New Objectivity. Modern German Art in the Weimar Republik 1919-1933" in Venedig und Los-Angeles zu sehen. Und 2019 waren einige Werke Davringhausens Bestandteil der Ausstellung „Aftermath: Art in the Wake of World War One“ in der Tate Britain, London.