Mit der Einzelausstellung „Interventionen“ kündigt die White Square Gallery die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem in Köln lebenden Künstler Carsten Gliese (*1965) an.
Carsten Gliese zeigt Fotografien, Skulpturen und raumbezogene Installationen, die alle in den letzten Jahren entstanden sind und sehr gut die Tendenzen seiner künstlerischen Entwicklung illustrieren.
Als Fotograf und Bildhauer beschäftigt sich der Künstler hauptsächlich mit der Innen- und Außenarchitektur. Sein Interesse gilt dabei weniger der Abbildung existierender Räume, vielmehr aber deren Interpretationen, die er mit ihm zu Gebote stehenden Medien sukzessiv erarbeitet.
Den Arbeitsprozess beginnt Carsten Gliese immer mit dem Studium des in Frage kommenden Raumes bzw. Objektes. Er beobachtet diese durch das Objektiv seiner Kamera und sucht dabei die architektonischen, funktionellen, historischen Besonderheiten zu erfassen, um sie dann in seinen Arbeiten ins Spiel zu bringen. Die ausgewählten Teile unterwirft er einer Art der Transformation, in Folge dessen diese sich so verändern, dass der Betrachter mit vermeintlichen und echten Täuschungen in seiner Wahrnehmung konfrontiert wird.
So zeigen die Fotografien von Carsten Gliese Räume, in denen scheinbar stofflich greifbare Objekte aus Licht abgebildet sind. Dabei bleibt er bei dem klassischen Fotoprozess, der fern jedweder Bildbearbeitung bzw. Manipulation ist. Entscheidend ist hier der Einsatz von Mehrfachbelichtung, die eine körperliche Präsenz des Lichtes in den scharf umrissenen Grenzen suggeriert. Diese fiktiven Lichtobjekte, vom Künstler in die realen Räume gestellt, sind jedoch Fremdkörper und führen deshalb zur Verfremdung der vertrauten Atmosphäre und letztendlich zu einer absoluten Umdeutung des Raums.
Ähnliche Wirkung erzeugt der Künstler mit seinen kleinen und großen Raumskulpturen und -installationen. Nach einem strengen Konzept entwirft er eine neue Realität - durch die wirkliche und vorgetäuschte Verwandlung von mehreren „Architekturelementen“. Er entfernt, verändert, führt ein, verhüllt. Er interveniert und täuscht vor. Das, was entsteht, sind seine Skizzen einer möglichen Realität, die jedoch nicht von Dauer sein muss, was auch die von ihm verwendeten Materialien (Rigips und Pappe) verdeutlichen. Diese experimentellen Möglichkeitsformen sind zwar nicht real, stehen aber, aufgrund von virtuos eingesetzter Kenntnisse der architektonischen Formensprache, in logischer Verbindung mit der Realität, die sie subversiv verwandeln.
Carsten Gliese wurde 1965 in Krefeld geboren. Für seine Arbeit erhielt er schon zahlreiche Preise und Auszeichnungen, wie den Karl Ernst Osthaus-Preis 2005, im Hagen oder den Leo Breuer Förderpreis 2010 in Bonn. Von 2002 bis 2004 lehrte Gliese als Gastdozent an der Kunstakademie Münster. Carsten Gliese lebt und arbeitet in Köln.